Drahtseilakt Leben. Beruflich und privat in Balance.

Mag. Ruth Fischer: „Nicht nur zum Internationalen Frauentag ist die Work Life Balance ein Thema. Als Unternehmensleiterin der Apomedica, Präsidentin der Business and Professional Women Steiermark und Mutter habe ich zu verstehen gelernt, wie man den Spagat zwischen Beruf und Privatleben meistert.“
Mag. Ruth Fischer über Tipps zur Work-Life-Balance

Die Medien überschlagen sich mit Glückwünschen, Google setzt mit einem feministischen Doodle ein Zeichen und Frauen auf der ganzen Welt gehen für mehr Gleichberechtigung auf die Straße – Bewegung gen Zukunft ist am Internationalen Frauentag in allen Lebenssphären spürbar. Seit 1911 schon engagieren sich Frauenaktivistinnen, Feministinnen und Gender-Institutionen am Internationalen Frauentag für mehr Chancengleichheit. Jedes Jahr am 8. März treten Frauen mit Esprit, Charisma und Visionen in die Fußstapfen von Stammmutter und Sozialdemokratin Clara Zetkin, die im beginnenden 20. Jahrhundert mit ihren Forderungen für das aktive und passive Wahlrecht von Frauen die Initialzündung für den Internationalen Welttag der Frau gegeben hat. Was als vage Idee begonnen hat, hat sich mittlerweile zu einem Fixtermin im Kulturkalender etabliert, der in einer modernen Welt nicht fehlen darf. Am Weltfrauentag stehen Themen wie Frauenarmut, Frauenförderung, Frauenquote, Gleichberechtigung, Solidarität und der Ausbau von Betreuungs- und Beratungseinrichtungen auf der Agenda – Bereiche, die durchaus kommuniziert werden wollen, bedenkt man, dass Frauen nach einer Erhebung der Internationalen Arbeitsorganisation ILO nach wie vor weniger verdienen als Männer. Der Bereich, den ich, Mag. Ruth Fischer, als Past-Presidentin der Business and Professional Women Steiermark aufgreifen will, ist aber nicht die Gehaltsschere, sondern jene zwischen Berufs- und Privatleben, kurzum die Work Life Balance.

Work Life Balance

Work Life Balance – Die Mitte zwischen Burn Out und Bore Out

Insbesondere im Zeitalter der Globalisierung scheint die Kluft zwischen Beruf und Privat immer weiter auseinanderzudriften. Die Gleichberechtigung von Frauen, ihr uneingeschränkter Zugang zu Bildung, Fortbildung und Mitbestimmung ist ein Erfolgsmodell der Emanzipation, dessen Folgen für das klassische, wertkonservative Familienstereotyp nicht von vornherein abzusehen waren. Der Enthusiasmus, mit dem Frauenaktivistinnen von Clara Zetkin bis Alice Schwarzer für ihre Rechte eintraten, führte zu einem Wertewandel, der die moderne, gebildete und berufsorientierte Frau von heute nicht nur vor die Wahl zwischen Beruf und Familie, sondern auch zwischen Karriere und Freizeit stellt. Das Problem verblassender Grenzen und gelebter Work Life Balance ist längst keines mehr, das nur Frauen mit Kindern betrifft. Den Eiertanz zwischen Beruf, Haushalt, Freizeit, Hobby und Sozialleben legen durchaus auch Frauen ohne Familie aufs Parkett. Und als wären die Anforderungen an ein ausgewogenes Verhältnis zwischen allen Lebensbereichen nicht schon Herausforderung genug, findet auch noch eine Entgrenzung von Zeit und Raum statt, die die Ansprüche nahezu ins Grenzenlose erwachsen lassen. Der Idealtypus Frau soll die Karriereleiter quasi einbeinig erklimmen, die Familie mit Fürsorge überschütten, den Haushalt im Schlaf schmeißen, den Freunden ein Ohr, den eigenen Bedürfnissen ein Sprachrohr schenken und dabei auch noch makellos aussehen. Um zu erkennen, dass bei einem derart hohen Pensum Erholung, Pausen und Zeit für sich viel zu kurz kommen, dafür braucht es keine empirisch belegten Studien. Dennoch ergab eine Umfrage des Sozialforschungsinstituts FORSA, dass ganze 41 Prozent aller Frauen schon einmal das Gefühl hatten, nicht richtig abschalten zu können – eine Zahl, die angesichts der deutlichen Zunahme psychischer Erkrankungen wie Burn-out und Depressionen, aufhorchen lassen sollte.

Businessmodell Frau – Ein Leben im Zyklus?

Damit auch karriereorientierte Frauen langfristig nicht ausbrennen, ist eine ausgeglichene Work Life Balance unerlässlich. Um die private Lebenssphäre vor beruflicher Durchdringung zu schützen, ist es unabdinglich, dass Sie beide Bereiche bewusst voneinander trennen. Wichtig ist, dass man beruflichen Ballast nicht mit nach Hause nimmt. Umgekehrt haben aber auch Probleme privater Natur am Arbeitsplatz nichts zu suchen. Letzteres erweist sich vor allem im Lebenszyklus einer Frau als schwierig, wenn man die besondere biologische Uhr des weiblichen Organismus berücksichtigt. So sehen sich Frauen zur Zeit der reproduktiven Phase regelmäßig mit Menstruationsbeschwerden konfrontiert. Im Klimakterium steigt die persönliche Stressresistenz noch, wenn es gilt, die Belastungen, welche die Wechseljahre mit sich bringen, auszugleichen. Nur an etwa 30 Prozent aller Frauen geht die Menopause spurlos vorüber. Ganze 60 Prozent leiden an wechselnden Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Libidomangel oder depressiven Verstimmungen. Die Bewährungsproben im Daily Business zu stemmen ist an sich schon eine Belastungsprobe. Wer dann auch noch mit Menstruationsbeschwerden zu kämpfen hat, ist durchaus gefährdet, einem Burn-out entgegenzuschlittern. Damit Frauen im Klimakterium sich nicht den Strapazen einer klassischen Hormonersatztherapie aussetzen müssen, empfehle ich pflanzlich basierte Therapieansätze. Insbesondere bei leichten bis mittelmäßigen Wechselbeschwerden empfehlen Gynäkologen laut einer aktuellen Erhebung des Spectra Markforschungsinstituts Pflanzenpräparate wie Isoflavone. Die Vorteile und Unbedenklichkeit der Pflanzenstoffe, die unter anderem in Soja und Rotklee enthalten sind, habe ich bereits in meinem letzten Blog-Beitrag herausgearbeitet.

Zeitmanagement, Zerstreuung und Co. – Tipps für das Daily Business

Aber auch für Frauen, die sich noch nicht im Wechsel befinden, gilt es, ihren eigenen Bedürfnissen mithilfe effizienten Zeitmanagements mehr Platz einzuräumen. Der gelungene Spagat zwischen Beruf und Privatleben sollte zu jedem Zeitpunkt unter dem Titel „Zeitkompetenz“ stehen. Denn die oft zitierte Work Life Balance und damit Gleichgewicht und Wohlbefinden lassen sich nur verwirklichen, wenn man seine Skills in Sachen Selbstmanagement trainiert. Tipps für die perfekte Balance zwischen Beruf und Freizeit, Selbst- und Fremdbestimmung sowie Körper und Geist habe ich in meiner Laufbahn als Unternehmensleiterin der Apomedica und Präsidentin der Business and Professional Women Steiermark verinnerlicht. Heute, zum Internationalen Weltfrauentag, möchte ich diese mit Ihnen teilen und Ihnen den Mut, sich selbst gerecht zu werden, mit auf den Weg geben – auf welchem Pfad des Lebens Sie sich auch immer gerade befinden mögen:

Tipps für das Daily Business

  • Die Arbeitssituation ausverhandeln – Sie fühlen sich chronisch im Dauerstress und vom täglichen Arbeitspensum überfordert? Die Arbeitszeiten kommen Ihrer Freizeitgestaltung in die Quere oder Ihnen fehlt schlichtweg Unterstützung für einzelne Geschäftsbereiche? Die Lösung für Ihr Problem ist einfacher, als Sie glauben: Ehrliche Kommunikation mit dem Arbeitgeber kann oft der Schlüssel zur Lösung eines konstant hohen Stressniveaus und psychischer Belastung sein. Oft weiß der Arbeitgeber nicht von der Überbelastung seiner Mitarbeiter und kann überraschend oft logische Lösungsvorschläge anbieten. Im schlimmsten Fall stoßen Sie trotz Ihrer Verzweiflung auf taube Ohren. Dann können Sie aber immer noch einen Wechsel des Arbeitsplatzes in Erwägung ziehen.
  • Zeit ist Geld – Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn mithilfe von Seminaren zu Zeitmanagement, Selbstmanagement, Konfliktmanagement, Projektmanagement und Coachings kann man sich Tipps für die Arbeitsorganisation und damit mehr Zeit praktisch erkaufen.
  • Prioritäten setzen – Sie können nicht alles auf einmal schaffen. Setzen Sie sich realistische Etappenziele und erarbeiten Sie sich diese schrittweise wie bei einem Staffellauf. Man muss nicht immer den ganzen Marathon laufen, um eine gute Leistung erbracht zu haben. Besser ist es, sich kleinere Ziele zu setzen, diese dafür aber mit vollem Engagement und Einsatz zu verwirklichen. Ein hilfreiches Tool für die Bewältigung des Tagesgeschäfts sind gut organisierte To-Do-Listen.
  • Die schlechten Nachrichten zuerst – Wer Unangenehmes vor sich herschiebt, mag zwar in der Realität davon verschont bleiben. Im Geiste sind die unliebsamen Posten aber immer zugegen und sorgen dort unbewusst für Druck, Stress und Hektik. Erledigen Sie die schwierigen Aufgaben zuerst, dann haben Sie den Kopf wieder frei fürs Wesentliche – zum Beispiel für sich selbst.
  • Zerstreuung – Verlieren Sie sich. Treffen Sie sich mit Freunden, sehen Sie sich leichte Kost im Fernsehen an oder kochen Sie sich ein herrliches Essen und genießen dazu ein Glas Wein. Wichtig ist, dass Sie diese Zeit bewusst als Quality Time für sich und nicht als verschwendete, unproduktive Zeit wahrnehmen.
  • Meditation – Yoga, Qi Gong und Pilates – Sie alle haben ihre Berechtigung. Vielen Workaholics fällt es auch zu Hause schwer abzuschalten. Der Kundentermin oder die Endpräsentation schwirren selbst im Bett vorm Schlafengehen noch im Kopf herum und plagen dort die Psychobalance. Versuchen Sie mit Techniken aus der Meditation die Gedanken an Störfaktoren zu verdrängen und stattdessen Ihrer inneren Stimme mehr Gehör zu widmen.

Zuletzt möchte ich Ihnen noch eine oft vernachlässigte Technik mit auf den Weg geben, um den Grad Ihrer individuellen Zufriedenheit zu ergründen. Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie die Work Life Balance zufriedenstellend halten, so hören Sie einmal ganz tief in sich hinein und stellen sich die simple Frage: „Bin ich glücklich?“ Wie die Antwort auch ausfällt, Sie sollte Ihnen für all Ihre weiteren Schritte eine richtungsgebende Handlungsanweisung sein.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen noch einen wundervollen Weltfrauentag,

Ihre Mag. Ruth Fischer

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